Herzerwärmender Frühlingssalat

Herzerwärmender Frühlingssalat

Die Beschwingtheit nach einem langen Spaziergang im Frühling

Die Luft riecht endlich wieder frisch, fast leichter. Der Waldboden trocknet erstmals seit dem Winter etwas auf. Das schönste jedoch ist das Suchspiel für die Augen. Da und dort blitzen die ersten grünen Sprossen der Frühblüher durch. Tränen stehen mir in den Augen, erstens weil mich die Sonne auf der Nasenspitze kitzelt und zweitens, weil diese kleinen Gräser und Blümchen meine Hoffnungsschimmer sind. Seit Jahren plagen mich schwere Rückenschmerzen. Nach allen möglichen Untersuchungen in Röhren, Röntgen und Bluttest stand ich weinend vor meinem Arzt und dieser diagnostizierte mir, dass ich kerngesund war. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht länger als fünf Minuten aufrecht stehen, ohne eine Pause im sitzen machen zu müssen. Mein Privatleben war sportlich zum Erliegen gekommen und ich musste mich immer mehr aus unseren Familienaktivitäten ausklinken. Eine dumpfe Decke Schnee legte sich über mein Leben.

 

Der 15. März 2020 lässt mich fassungslos zurück. Wir mussten zuhause bleiben, durften unsere liebsten Menschen nicht mehr treffen und die Menschheit stand einer unsichtbaren, tödlichen Gefahr gegenüber. Mein Rücken verspannte sich noch intensiver als jemals zuvor. 

„Doch plötzlich öffnete der Himmel seine Pforten und ließ über Wochen nur noch die Sonne strahlen.“ [ds_preview]

 

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Mein Sohn und ich packten nach dem Homeschooling jeden Tag unsere Kopfhörer und gingen einen langen Spaziergang durch den Wald. Dies wurde zu einer wunderschönen, schweigenden Routine, einer Übereinkunft, das einzig Mögliche in dieser verrückten Zeit genießen zu können. Wir starteten unsere Spaziergänge hüpfend auf gefrorenen Eisplatten in Winterjacken gehüllt und erlebten vier Wochen später warme Temperaturen.

 

Durch die Regelmäßigkeit unserer Spaziergänge entdeckte ich erstmals vor meinen eigenen Augen die rasante Veränderung der Natur. Das Grün vollführte einen Wettlauf um die kleinsten, sonnigsten Plätze im dunklen Wald. Mir wurde bewusst, warum die Frühblüher ihren Namen haben. Die Sonnenstrahlen markierten die Plätze und säten die erste Hoffnung im Wald.

Diese Neuentdeckung erfüllte mich mit einer Seligkeit, die ich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Und plötzlich bemerkte ich diese leichte Beschwingtheit am Ende unserer Spaziergänge. Aus meinem Rücken wich täglich ein Stück der Verspannung, als würden die ersten Sonnenstrahlen auch mir den Weg auf meiner Rückseite weisen, fast die Erlaubnis geben, los zu lassen. Mein großes Ziel war der Morgenlauf im Urlaub an der italienischen Strandpromenade. Danach alleine in Unterwäsche ins stille Meer zu gleiten und in der „Toten Frau-Stellung“ von den sanften Wellen getragen zu werden und den Himmel zu beobachten. 

 

Jetzt nach fast einem Jahr befinden wir uns immer noch im Lockdown und es ist auch dieses Jahr kein Ende in Sicht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und dieses Jahr bin ich vorbereitet, phasenweise wirklich schmerzfrei und bereit für den ersten Sprung ins kühle Nass. Mit diesem Wissen und dieser Vorfreude kehre ich mittlerweile dreimal die Woche von meinen Laufrunden aus dem Wald zurück. Ich habe bei meinen Spaziergängen und Laufrunden zurück zu mir gefunden. Zu dem Wissen, dass nur ich auf mich aufpassen kann und mir selbst meine beste Freundin sein muss, um nicht wieder in ein Schmerzkorsett unter diesen schweren Decke zu rutschen. 

 

Neben einer Ernährungsumstellung habe ich großartige Menschen an meiner Seite gefunden (Physiotherapeut und Sportmediziner), die diesen aussichtslosen Weg seit einem Jahr mit mir gehen.

 

Mein liebstes Rezept mit ganz viel frühlingshaften Schwung ist dieser herzerwärmende Salat. Lasst es euch schmecken. 

Das Rezept

 Zubereitungsdauer: ca. 10 Min. (+ Kochzeit der Kartoffeln) 
 für 2 Personen
 Schwierigkeitsgrad: leicht
Zutaten
Salat
Radicchio
Weintrauben, kernlos
Kartoffeln, festkochend
Sprossen nach Wahl
 
Dressing
Olivenöl (3 Teile)
Maletti Bianco alternativ weißer Balsamico und etwas Honig (1 Teil)
Salz
Dijon Senf Honig
Spezielles Equipment
Keines
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Zubereitung

1. Die Kartoffeln in 0,5 Zentimeter dicke Scheiben schneiden, auf ein mit Backpapier belegtes Backblech auslegen, mit etwas Salz und Olivenöl beträufeln und für 20-30 Minuten im vorgeheizten Backrohr bei 180 Grad Ober-/Unterhitze backen. 

 

2. In der Zwischenzeit die restlichen Zutaten waschen, trocknen. Die Weintrauben halbieren. 

 

3. Für das Dressing alle Zutaten cremig verrühren. 

 

4. Die heißen Kartoffelscheiben mit den Zutaten und dem Dressing vermengen, lauwarm genießen.

Tipp

Statt winterlichem Radicchio könnt ihr den Salat durch beliebige Blattsalate tauschen, besonders durch Salate mit kräftigem Eigengeschmack.

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Buchautorin & Foodbloggerin

Karin @geschmacksmomente

 

Karin ist erfolgreiche Kochbuch-Autorin und Bloggerin auf ihrem vielfach ausgezeichnetem Foodblog Geschmacksmomente. Dort teilt sie nicht nur ihre Rezepte, sondern auch ihre Wertehaltung gegenüber Produzenten und der Natur. Mehr über Karin

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