Zebra-Nudelsuppe

Der Genuss sich selbst verzeihen zu können

Zebra-Nudelsuppe

Die Gischt spült unerlässlich Erinnerungen an den Strand. Welle für Welle – sie kann nicht anders, es ist ihre Bestimmung mit den Gezeiten zu gehen. Während sich die Brandung zurück zieht und Raum zum Atmen gibt, steht die nächste Flut unweigerlich bevor. Sie wird kommen, sie muss und spuckt Tropfen für Tropfen salzige Andenken in den Sand.

„Verzeihen bedeutet nicht, dass man etwas vergisst. Verzeihen bedeutet, dass man lernt damit zu leben.“

„Es ist schon okay“, sagen wir und verzeihen wie von selbst denen, die unser Herz in sich trägt und die es ins stolpern gebracht haben. Vielleicht nicht allen, aber wirklich vielen, weil wir wissen, dass Fehler menschlich sind, wir verstehen können und unsere Liebe stärker ist, als der Riss den das Rumpeln hinterlassen hat. Der Freundin in der Volksschule, die uns plötzlich links liegen ließ, weil sie doch so gerne mit dem beliebten Mädchen befreundet gewesen wäre. Der ersten Liebe, die sagte, sie müsse weiter ziehen, um wachsen zu können. Den Eltern, die uns zu unrecht verdächtigt, eine Abkürzung genommen zu haben. Und all denen, die in unserem Leben eine Rolle spielen, die wir nicht missen wollen.

Warum fällt es uns nur oft so schwer, uns selbst zu verzeihen? Wir alle haben Menschen mit unserem Verhalten schon verletzt und sie danach damit alleine gelassen. Haben schnelle Lösungen gesucht und sind vor Problemen geflohen. Wir alle haben uns schon Dinge vorgenommen und dann abgebrochen oder gar erst gar nicht angefangen. Diäten, Sport und alles, was uns erstrebenswert erscheint, aber doch nicht zustande gebracht haben. Die Erinnerung daran ist dann oft wie ein Geist, der immer an unserer Seite ist. Nicht selten hegen wir immer dann, wenn wir von ihr träumen, uns an sie erinnern, Groll gegen uns, vielleicht sogar Abneigung. Wie konnte ich nur so sein? Warum habe ich es nicht geschafft? Eine Endlos-Schleife, denn die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern.

„Liebe ist ein ewiges Verzeihen, ein milder Blick, der zur Gewohnheit wird.“
(P. Ustinov)

Die Psychologin Doris Wolf vermutet Schuldgefühl sei gar kein echtes Gefühl – es sei lediglich eine Schlussfolgerung und Bewertung unserer Taten. Und diese wären stark von den Bewertungen aus unserer Kindheit geprägt. Schuldgefühle scheinen also rückwärts gerichtet zu sein – auf die Vergangenheit, die wir nicht mehr ändern können und die wir mit dem Bewertungsmaß unserer Kindheit beurteilen. Was nun?

 

Wenn wir unsere eigene Fehlbarkeit akzeptieren lernen und dass Fehler das Ergebnis vieler Umstände und nicht alleine aus unserem Unvermögen resultieren, können wir einerseits einen Umgang finden und gleichzeitig unseren Anteil sehen – also Verantwortung übernehmen. Wir können, wenn wir uns trauen dorthin zu gehen, wo es richtig weh tut, lernen dazu zu stehen. Denn das führt von der Vergangenheit ins hier und jetzt. Vom passiven Blick auf das Geschehene in die Handlung – zu korrigieren oder auch zu überlegen, wie wir Geschehenes in Zukunft vermeiden können. Wenn wir also die Fähigkeit üben, uns selbst und dem Menschen in uns, ein guter Freund zu sein, lernen wir uns nicht nur selbst neu kennen, sondern kommen auch in der Gegenwart an.

 

Während ich mich nun frage, welche salzigen Andenken so an meinen Strand gespült werden, löffle ich unsere Zebra-Nudelsuppe mit wunderschönen, kleinen und geheimnisvollen Pasta-Stückchen, die wie ein übergroßes Puzzle durch die Schüssel schwimmen und bin fest überzeugt, dass wir vielleicht nicht alle Rätsel der Welt lösen, aber mit Milde und Neugier für uns selbst, immer weiter wachsen können. Sogar über uns hinaus.

 

Kocht gut, seid gut – eure

Das Rezept

 Zubereitungsdauer: ca. 45 Min. (inkl. 30 Min. Ruhezeit) 
 für 2 Personen
 Schwierigkeitsgrad: mittel
Zutaten
100 g Mehl, Type 00 (Pasta-Mehl)
1 Ei
1 Hand voll Petersilie, glatt
500 ml Suppe (zB Hühnersuppe oder Hühnersuppe)
Spezielles Equipment
Keines
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Zubereitung

1. Das Mehl auf einer Arbeitsfläche aufschütten. Eine Mulde bilden. Das Ei in die Mulde geben, Prise Salz darauf und mit dem Messer von außen nach innen das Mehl in das Ei arbeiten bis ein Teig entsteht. Mit den Händen zu einem Glatten Teig verkneten. In Klarsichtfolie wickeln und bei Zimmertemperatur mindestens 30 Minuten ruhen lassen.

 

2. Inzwischen die Petersilie waschen und trocken tupfen. Die Blätter von den Stängeln zupfen. Den Teig in zwei Teile teilen. Die Arbeitsfläche mit feinem Weizengrieß ausstreuen, das verhindert, dass der Teig kleben bleibt. Mehl eignet sich hierfür nicht sehr gut – da der Teig das Mehl aufnehmen würde. Zu einem dünnen Teig ausrollen. Die Petersilienblätter nebeneinander auflegen. Die zweite Teighälfte ausrollen und über die erste Teigplatte mit den Kräutern legen, dabei darauf achten, dass die Kräuter flach aufliegen. Nochmals mit dem Nudelholz dünn auswalken. Mit etwas feinem Weizengrieß bestreuen.

 

3. Nun mit einem großen Messer oder – wer hat – einem Pizzaroller in Streifen schneiden. Die Streifen zum Schluss nochmals zu Kleien Rauten schneiden. Im kochenden Salzwasser etwa 2 – 3 Minuten bissfest kochen.

4. Die Suppe erwärmen und die gekochten Zebranudeln darin servieren.

Tipp

Für diese Suppe braucht es eigentlich nicht viel mehr als unseren Hingucker – die Zebranudeln. Aber natürlich machen sich auch kleine Wurzelgemüse-Stücke oder auch auch Fleisch als Einlage sehr gut.

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